Denklatenz

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Künstliche Intelligenz in der Filmkunst.

Der falsche Freund. Die falsche Freundin.

Die Idee der künstlichen Intelligenz hat inzwischen den Raum der Fiktion verlassen und wird in begrenzten Umfang aktiv Eingesetz. Wie spiegelt sich die Entwicklung in der Popkultur von Filmen und Serien wieder?

von René Buchfink

Nach der Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz (KI) in der Filmkunst, komme ich zu dem Ergebnis das es vielen Filmschaffenden nicht gelingt, KI wie sie tatsächlich, wirkt und funktioniert darzustellen. KI im Film ist meist, roboterhaft, emotional, vermenschlicht und nicht selten sexualisiert. Künstler geben ihren KI-Figuren menschliche Eigenschaften mit, dabei ist gerade das bei KI nicht gegeben. Es heißt nicht umsonst künstliche Intelligenz, weil diese eben nicht nach menschlichen Maßstäben funktioniert.

graffiti Maschinen Maria und der Höllenschlund
Bild: "Graffiti in Vallcarca, Barcelona. Autors: Cayn Sanchez, Sendys, Tizne, Lian, Roc Blackblock" von Jordi Bernabeu Farrús unter CC BY 2.0, beschnitten durch denklatenz.de

Mir fallen drei Gründe ein warum sich Filmschaffende damit aufs falsche Gleis begeben. Erstens der Mainstream gibt die Bildsprache vom Roboter vor. Zweitens das Problem computer- und digitale Artefakte zu visualisieren. Drittens das Künstler, Autoren, Drehbuchschreiber im Kern nicht verstanden haben was künstliche Intelligenz ist und noch immer Maschinen-Maria als Synonym für KI nehmen.

Die Geschichte von Frankenstein, oder frühe Filme wie Metropolis (1927) haben Generationen beeinflusst und unsere Vorstellungen geprägt wie durch Menschenhand erschaffene Wesen auszusehen haben. Diese Prägung wirkt nach und spiegelt sich immer noch deutlich in der Darstellung von künstlichen Figuren wieder. Filme in den hauptsächlich vermenschlichte Roboter vorkommen sind u.a. Metropolis, Bladrunner (1982), Terminator (1984), A.I. – Künstliche Intelligenz (2001), I, Robot (2004). oder Westworld, eine derzeit laufende Science-Fiction-Western-Fernsehserie. Sie sind Liebesdiener, Partnerersatz oder auch Killeroboter auf zwei Beinen.

Roboter ≠ KI

Roboter und KI-Systeme werden häufig Synonym verwendet, was oft falsch ist. Die Unterscheidung zwischen weicher und harter KI bleibt auch im Regelfall aus. Meist werden Aspekte der weichen KI, z.B. Algorithmen und Maschinelles Lernen dargestellt, harte KI dagegen finden sich kaum in der filmischen Darstellung der Populärkultur wieder. In der Wissenschaft werden harter KI, eigenartige kognitive Fähigkeiten zugesprochen. Neueste Filme wie z.B. Real Artist, ein Kurzfilm von 2019, inszeniert eine KI mit den Schwerpunkten "Maschinelles Lernen" und "Deep-Learning". Dem Computer Skynet wird im Film Terminator 2 eine eigene Identität zu gesprochen, welche allerdings durch den Terminator repräsentiert wird und die Roboterhaftigkeit in den Vordergrund rücken lässt.

Viele Science-Fiction-Filme, basieren zum Teil auf ältere Literaturvorlagen, wie I, Robot von Alex Proyas, ein Film mit Will Smith in der Hauptrolle, der sich sehr stark an Isaac Asimov gleichnamiger Geschichte aus dem Jahr 1950 anlehnt. Das Science-Fiktion-Genre war einmal ein Blick in eine mögliche Zukunft. Inzwischen, so scheint es, hängt aktuelle Science-Fiktion der Realität hinterher.

Filmschaffene sollten versuchen Wege zu finden sich von der Maschinen-Maria zu emanzipieren und eigene Formen und Muster finden, KI auf kreative künstlerische Weise darzustellen. Die Forschung an KI-Systemen hat in den letzten Jahren enorm an Fahrt gewonnen. Künstler sollten den Wissenschaftler ungeahnte Perspektiven bieten und stellen ein wichtiges Element in gesellschaftlichen Diskurs dar. KI kann mächtig, fruchtvoll und gefährlich werden. Filme können ein geeignetes Mittel sein den Gegenstand breit und umfangreich zu beschreiben, aber nicht wenn sie bei Gigolo Joe stehen bleiben, auch wenn Tom Hillenbrand mahnt Science-Fiction nicht zu überhöhen.