Denklatenz

Das Magazin

Spielhölle

Ein Fablab zum ab- und durchdrehen.

Ein Kommentar zum FabLab der Makea Industries GmbH in Berlin in der Prenzlauer Allee 242.

von René Buchfink

Heute wurde ich eingeladen zu einen Rundgang durch ein FabLab. Ich war Teil einer etwa fünfköpfigen Gruppe, die mehr oder weniger spontan ins FabLab um die Ecke gegangen sind. Eigentlich sollten da die neuen 5$ RaspberryPi vorgestellt werden. Wir sind aber allesamt zu spät gekommen, schade zwar, aber keinen Grund nicht doch das Angebot eines geführten Rundgangs anzunehmen.

screenshot fablab berlin
Screenshot: Mitgliegsbeiträge von fablab.berlin (30.11.2015)

Ich staunte nicht schlecht als ich die vielen Exponate sah. Zahlreiche 3D-Objekte in unterschiedlichen Größen, Farben und Formen. Manche Objekte waren glatt andere strukturiert. Nach dem ersten WOW-Effekt wurden wir zum größten 3D-Drucker den der FabLab hat geführt. Ein Kasten mit 150 cm mal 150cm in der Grundfläche und etwa 200cm hoch. Damit kann man sicher Gegenstände von mehr als 50cm Kantenlänge drucken. Es gab ein Elektro- Elektroniklabor, ein im weitesten Sinne Chemielabor, eine Holzwerkstatt mit 3D-Fräse und dem Herzstück eines jeden FabLab einem Lasercutter. In der Haupthalle waren waren mindesten sechs normalgroße 3D-Drucker am Start. Ein großer offener Arbeitsbereich war längst in der Haupthalle untergebracht. An den Tischen könnte man Schreibarbeit und ähnliches machen.

Schreenshot Fablab Berlin
Screenshot: Minutenpreise von fablab.berlin (30.11.2015)

Weiter ging die Führung, in den hinteren Bereich des FabLabs. Hier wurde ich fast erschlagen von der Enge. Wer den Begriff CO-Workingspace kennt wird nicht überrascht sein. In dem eigentlich großen Raum verteilten sich über 4 Reihen und Zeilen 16, vermietete „Schreibtische”. An jeden dieser Schreibtische hat sich eine Einzelperson, Team, Startup oder Freiberufler oder Entrepreneur wie man es beschönigend nennt, eingemietet. An der Wand hingen 10 Wochenplane, todo-listen in XXL. Auf kleinen Whiteboards sind Skizzen zu Node.js und Couch_db verzeichnet. Die Schreibtische sind kaum größer als in der Regionalbahn. Die Stühle sind knapp in Form und Anzahl bemessen. Keine Schränke, die regalähnlichen, hüfthohen Ablabgen die gleichzeitig die Arbeitszellen trennen müssen reichen. Es fällt mir nicht schwer den CO-Workingspace unter vollen Touren vorzustellen. Es ist laut, Absätze klackern, Flaschen klirren, Menschen sprechen durcheinander. Der klimatisierte Glaskasten wirf jeden Schall zurück. Es ist eine klimatisierte Arbeitshölle, eine perfekte Depressionmaschine. Die Menschen die dort hingehen verkennen offenbar ihre Lage – Unfreiheit. Sie sind für mich Opfer eienr perfiden Selbstausbeutung. Für sie so denke ich, wird es kein Ertrag geben. Die Hast nach der nächsten Finanzierungspritze dem RocketInternet-Kredit, einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampanie, passt geradezu Beispielhaft in die neoliberale Gesellschaft die immer stärker in den Zeitgeist hineindrängt. Am Ende steht der geistige und seelische Tot. Der neoliberale Weg ist eine Einbahnstraße, aus ihr gibt es kein Entkommen. Das Makea-FabLab erscheint mir gerade zu Beispielhaft für immer stärker dominierende Form der modernen Sklaverei zu stehen.

Das gesamte FabLab ist von der Otto Bock GmbH, die Rollstühle und Prothesen herstellt ins Berliner Zentrum gesetzt worden. Eine temporäre Halle die die nächsten 2 Jahre dort bleiben soll. Die Werkzeugmaschienen stehen im Mittelpunkt, neue Maschinen die um die Ecke bohren, schneiden, drehen, fräsen können. Die Menschen sitzen auf den klapprigen Plastestühlen, die sich sich scheinbar selber ausdrucken müssen. Die Leute die sich dort einmieten müssen den Raum bezahlen, müssen die Maschinenzeit bezahlen. Schaut man sich die Homepage an erinnert es eher an einen Fitnessklub-Kette. Es ist offensichtlich nicht der Freiraum den man gemeinhin mit CO-Workingspaces und FabLabs verbindet. In dem Fall erscheint es als wahr gewordener neoliberale (Alb)Traum. Wo die Selbstausbeutung auf die Spitze getrieben wird. übrig bleiben verschwitze Menschen die ihre Kreativität und ihr Engagement – in was jetzt genau hineingesteckt haben?

Für die Firma die hinter dem FabLabs steht ist es eine profitorientierte Unternehmung. Die Otto Bock HealthCare GmbH mit mehr als 900 Mio € Umsatz im Jahr ist der Hauptinvestor und im Hintergrund für die Lokalität verantwortlich. Für Hans Georg Näder (früher CDU jetzt FDP) dem Geschäftsführer der Otto Bock HealthCare GmbH ist das FabLab in der Prenzlauer Allee 242 offensichtlich eine hippe Aktion die sich rentieren soll. Die wenigen Millionen Euro Investionsmittel werden sich schon auszahlen. Offiziell im Vordergrund steht die Makea Industries GmbH. Die Systemkaufhauskette IKEA stand wohl nicht nur namentlich Pate.

FabLabs können toll sein, die ersten Fragen müssten aber immer lauten; Wie sind die Eigentumsverhältnisse und welche Hierarchien gibt es? Ausbeutung durch Selbstausbeutung? – Ja oder Nein. Von kommerziellen Konstruktionen wie dem FabLab im der Prenzlauer Alle 242, sollte man so mein Rat, einen so großen Bogen wie möglich machen.