Denklatenz

Das Magazin

Ein neuer Stern am Postrockhimmel

Our Ceasing Voice: Steadied Stars In The Morphium Sky

Our Ceasing Voice, ein aufstrebender Stern am Postrockhimmel. Der einleitende Satz kommt zwar etwas platt daher, triff es aber recht genau. Denn jedenfalls kann man sich über zu wenig neue Postrockcombos nicht beklagen. Fast jeden Monat taucht am Firmament ein neuer Punkt auf, der aber sich aber leider allzu oft als schwaches sternenflackern heraus stellt. Es wird sich zeigen ob, Our Ceasing Voice das Zeug dazu hat sich im Äther des Raumes als helle Leuchte zu etablieren.

04. Januar 2010

von René Buchfink

Als erstes muss man den Leuten für die Mühe loben, die sie sich mit der Kleinauflage ihres Album gemacht haben. Was mir vorliegt ist eine individuell gestaltete CD in Schwarzer Vinyloptik, ontop mit Rillen und "Blumenkranz" und von unten her Schwarz wie man CDs von den alten Playstation-CDs her kennt. Die CD-Hülle ist Hand genäht und das Booklett mit dem Heinrich Heine Gedicht ist auch recht schön geworden. Hier muss ich aber darauf hinweisen, dass es sich um die limitierte Miniauflage handelt. Ich nenne sie mal die ConSouling Special Edition. Ich habe die Nr. 50/50 vorliegend. Aber nun zum dem was die vier Leute machen. Steadied Stars In The Morphium Sky so lautet zum einem die EP und wie hier die Special Edition die schon keine EP mehr ist.

The Inevitable Fall nimmt uns erst einmal ganz langsam mit auf die Reise zu den Sternen. Der erste Song beginnt damit, das er unseren Puls zur Ruhe bringt damit wir die richtige Gelassenheit bekommen den Sound in seiner Gesamtheit zu erfahren. The Inevitable Fall ist dabei wie eine lange Treppe deren Stufen eine nur geringe Steigung haben aber einen großen Auftritt. Deshalb ist der Song auch so leicht zu hören und die ersten Minuten vergehen wie im Flug. Nach fünf Minuten wenn man sich an die genehme Spielart von Our Ceasing Voice gewöhnt hat, erlebt man den ersten von vielen Aha-Effekten auf Steadied Stars In The Morphium Sky. Wie angenehm atmosphärisch und berauschend Musik sein kann. Allein der erste Neunminuter ist schon großartig. Of Lives Once Lost Song Nummer zwei beginnt wieder recht entspannt und hat fast nahtlos an den ersten Song gepasst. Es fällt mir sehr schwer Of Lives Once Lost zu beschreiben, weil es mich im ersten Teil sehr sehr stark an sogenannten Spacetrance erinnert und ich keine Band kenne der es gelingt solche Flächen und Harmonien aus den Instrumenten zu zaubern. Es bleibt aber ganz und gar nicht bei dem Wellnessfaktor sondern es gelingt Our Ceasing Voice in sehr gelungener Art das Tempo anzuziehen und den Zuhörer aus seiner Entspannung heraus zu lösen und in Spannung zu versetzen. Großartig wie die Jungs die Instrumente einsetzen und einen Stimmungsbogen auf und wieder abbauen können.

As The Horizon’s On Fire wirf einen etwas niederreißenden Schatten aufs Gemüt, bis sich die Vorzeichen umkehren und gar etwas zorniges sich schlussendlich erhebt und Antagonismus verneint. Mit etwas mehr als vier Minuten hat As The Horizon’s On Fire wie ich finde auch eine passende Länge. Da Dazzled Eyes Are Shut mit sieben ein halb Minuten viel länger ist, hat Our Ceasing Voice auch mehr Möglichkeiten Inhalte hineinzubringen. Grundsätzlich klingt alles sehr bejahend und positiv. Und Dazzled Eyes Are Shut ist ein wirklich toller Song mit prominentem Schlagzeug gut hörbaren Crashbecken. Zusammen mit einer durchgängig lebendigen und freudigen Melodie bleib der Song auch im Nachhinein im Ohr.

In der Special Version ist als fünfter Song Highway Lights ein weiteres Highlight. In meinen Augen der beste Song auf dieser Platte und einer der besten Postrocksong die ich kenne. Ganz Große Reise wie ich finde. Hier fährt Our Ceasing Voice nicht nur salopp über die Autobahn sondern auf zu den Sternen. Die verschiedenen Themen die angesprochen werden, das gesamte Arrangement passt einfach, auch mit dem kleinen Gesangspart in der Mitte. Leider geht auch dieser Song irgendwann zu Ende.

Eine sehr gute Idee wird endlich mal umgesetzt in Bettlefield Memorial, zum einen das gelungene Vorspiel mit Mandolinenartiger Gitarre und aber was viel zu selten vorkommt, Akustikgitarren im Set. The Inevitable Fall (alt. Drums) ist der ersten Version sehr ähnlich. Das Drumset ist nur leicht anders, etwas temporeicher aber doch sehr ähnlich. Da hätte ich mir gewünscht das man ein wirkliche Alternative dargeboten hätte. Der Vorletzte Song ist zwar auch vom abmischen her anders zu hören aber ingesamt kaum eine alternative. Dazzled Eyes Are Shut (acoustic) ist eine wirkliche alternative im Vergleich zu Track Nummer vier. Noch einmal zeigen die Jungs was sie drauf haben. Piano, Gitarre, kommen super gut heraus und bilden einen sehr guten Abschluss für diesen Hybrid aus Album und EP.

Fazit:
Our Ceasing Voice mit Steadied Stars In The Morphium Sky hinterlässt einen bleibenden Eindruck und man kann der Band nur gratulieren zu ihrem fast ausgewachsenem Werk. In einer weiteren Sache muss man staunen; wie vortrefflich sie die Songs kreiert haben. Schöne gängige Melodien. Und grundsätzlich versprüht das ganze nur positiven Charme, ohne dabei auf Spaßmusik aus zu sein klingt alles doch irgendwie optimistisch und glücklich. Zurück bleibt ein zufriedener Hörer, der mehr als nur leichten Appetit nach Our Ceasing Voice hat sondern Hunger.

Fakten:
Plattencover: Steadied Stars in the Morphium Sky
Cover: Steadied Stars In The Morphium Sky
Künstler: Our Ceasing Voice
Album: Steadied Stars In The Morphium Sky
Albumlänge: ca. 54 min.
Tracklist:
  1. The inevitable fall
  2. Of lives once lost
  3. As the horizont’s on fire
  4. Dazzled eyes are shut
  5. Higway lights
  6. Battlefield memorial
  7. The inevitable fall (alt. Drums)
  8. Dazzled eyes are shut (akustisch)
Label: ohne
Webseite: www.myspace.com/ourceasingvoice
Download: 1. Alternative, 2. Alternative
VÖ-Jahr: 2009