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Musikrezension

Russian Circles: Geneva

Russian Circles ist in erster linie eine Übung aus dem Ringersport und in zweiter Linie eine Band aus Chicago. Genau um dieses Trio und ihrem Album "Geneva" geht es hier. Wenn das trio die Instrumente auspackt dan kann man sich auf eine gute Show freuen, wenn Russian Circles ein neues Album aufnimmt, dann ist das ein Grund zur Freude.

06. November 2013

von René Buchfink

Geneva ist der Albumtitel ihres 2009 erschienenen Werkes. Das Cover mit der Gebäudeansicht von vorn, ist nicht besonders Innovativ. Und ausser der CD befindet sich nichts in dem Pappkarton. Wir erwarten zwar kein Textbook, aber ein Booklett sollte eigentlich immer dabei sein.

Kommen wir zum ersten Song mit dem Namen Fathom. Fathom hat vorne weg das Intro mit integriert. Der Song lässt uns erst einmal eine weile ratlos stehen, weil man erst sehr spät merkt wann das Intro vorbei geht und wann Fathom anfängt. Leider enttäuscht mich der Auftakt etwas. Geneva als zweiter Song legt da schon eine andere Gangart in den Hafermotor ein. Zügig verspielt - sicher, vielleicht etwas sehr hibbelig im Galopp, aber in sehr technisch, sauberer Manier, bringt das Trio Geneva in die Spur. Dennoch ist alles irgendwie schwer einzuordnen.

Gab es zwischen Fathom und Geneva einen sehr harten Schnitt zwischen den Songs, so wird zu Melee ein nahtloser Übergang bevorzugt. Der Mann an der Gitarre spielt erste Melodien, die durch Streicher eingeleitet werden und auch im kompletten Song Raum bekommen. Das Schlagzeugspiel am Ende, von Dave Turncrantz, ist natürlich ein Hörgenuss und leitet haltlos zu Melee über. Bei Melee sind querverbindungen zu Station nicht zu überhören. Auf Melee schwimmen mehrere Melodien gleichzeitig, die ruhigen Streicher die verwirrende Bassspiel und die Gitarre machen alles andere als einen Einheitsbrei aus dem Song, aber es ist definitiv ein Song auf höchsten musikalischen Niveau. Die Themen wechseln mal wird im leichten Gang über die Wiese geritten, dann wieder führt der Kossakenkönig seine Reiterschar zur Jagd.

Geneva ist bis hier her nicht ganz einfach zu verdauen. Hexed All gibt aber allen wieder etwas mehr ruhe und eine kleine Verschnaufpause. Das Cello übernimmt eine dominante Rolle und zwingt leider alle anderen Instrumente sich dem Klangmuster des Holzklangkörper in Spielweise und Tempo, anzupassen. In Malko bleibt der Pferdeschwanzbogen weg und Russian Circles kommen so ins laufen. Eigentlich ist das genau diese Art von Musik die man als Fan erwartet hat. When the mountain comes to Muhammad, seit wann kommt der Berg zum Propheten? Obwohl dieser Song gute 8 Minuten lang ist, weiß man nicht was Russian Circles damit erreichen wollten. Es sticht in nur wenigen Passagen heraus. Man merkt lediglich das das ganze etwas willenlos in den Äther trabt. Das war nicht so gut. Philos ist zwar noch mal zwei Minuten länger, aber geht genügsamer mit dem Hörer um. Die Melodien und Töne sind in meinen Augen besser wahrzunehmen und vor allem nicht ganz so fordernd wie When the mountain comes to Muhammad.

Fazit:
Während Russian Circles mit dem Vorgängeralbum Station ein sehr hohes Hindernis für alle Folgealben aufgebaut und übersprungen haben, so haben Russian Circles mit Geneva leider einige Hürden gerissen. Ein großes ganzes konnte ich nicht wahrnehmen. Zwar gibt es viel musikalische Feinkost zu hören, viele Details, aber nur selten gelingt es den Musikern alles harmonisch zu verbinden. Geneva ist anders geworden wie ich erwartet habe, leider nicht ganz so gut.

Fakten:
Plattencover: Russian Cirlces Geneva
Cover: Geneva
Künstler: Russian Circles
Album: Geneva
Albumlänge: ca. 46 min.
Tracklist:
  1. Fathom
  2. Geneva
  3. Melee
  4. Hexed all
  5. Malko
  6. When the mountain comes to Muhammad
  7. Philos
Label: Suizide Squeeze Records
Webseite: www.russiancircles.net/
VÖ-Jahr: 2009