Denklatenz

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Musikrezension

Tri Continental: Drifting

Lester Quitzau, Bill Bourne und Madagasgar Slim alias Ben Randriamananjara bilden zusammen das Trio das sich hin und wieder unter dem Namen Tri Continental trifft.

06. September 2010

von René Buchfink

Drifting ist das aktuelle Album der drei und ist schon 2004 Veröffentlicht worden. Die Herren gehen ihren Solofaden also weiterhin nach. Nicht desto trotz ist die Koloboration der drei ohne Verfallsdatum. Das Doppelalbum live von 2002 fand sich mit überragenden Wertungen in den Fachmagazinen wieder. Vielleicht kann Drifting da anknüpfen.

Drifting ist ebenfalls eine Aufnahme unter live-Bedingungen. Aus Amerika extra nach Deutschland gekommen und unter Hamburger Klima aufgenommen.

Blue Bird macht den Anfang. Bill Bourns krächzende Stimme mag man oder mag man nicht. Sie hat auch mehr eine lautmalerische Komponente als es um feine Artikulation geht. Feine Perkussions und Gitarren sind zu hören für eine Live-Aufnahme sehr ordentlich. Entweder schaltet man hier ab oder man lässt sich völlig auf die Platte ein. Grinnin In Your Face macht mit einem Bluesthema weiter. Was eignet sich da besser als drei mal sechs Seiten. Eine wunderbares füreinander anspielen und gegeneinander anspielen. Salama geht in eine andere Ecke der Welt und lässt Madagaskar Slim zu Worte kommen. Ein Exotischer Stil aber immer wird sich der Musik untergeordnet und so bekommt Salama eine unverwechselbare Note. Zumal Madagaskar Slim dieses dunkle Timbre hat.

Mit dem T-Bone Shuffle gehen wir in die Südstaaten der USA und lassen uns verzaubern von dem Blues. Spätestens hier ahnt man warum die drei Männer am liebsten Live zusammen spielen, weil diese tolle Eigendynamik die sich bei ihren Auftritten einstellt auf ihr Spiel überträgt und wir uns wünschten das wir dabei gewesen wären. One Love, da kann man sich zurück lehnen und im Kerzenschein wunderbar zuhören. Wenn man die Augen schließt denk man die Musiker spielen direkt vor einem und nur für dich. Großartig interpretiert und gespielt, dabei wirkt alles ganz leicht, doch verbirgt sich hinter der Leichtigkeit können und Niveau. Man spart sich auch das Durchrasen durch den Song. Gumbo No. 1 ist ebenfalls ein Song zu hinhören, wieder sind hier tolle Sachen zu hören. Ich finde aber das Gumbo No. 1 nicht als Gänze überzeugt, irgendwie habe ich das Gefühl die entscheide Wende zum Finale fehlt.

Big Boss Man eine Elvis Nummer wird zum besten gegeben und neu interpretiert. Toll auch das man endlich Zeit findet die Fichtenholzdecke der Gitarre fürs Drumsolo zu gebrauchen. Toll gemacht. Mit The Gift wird es wieder etwas mystischer und spannender. Ein Song mit kaum erkennbaren Ziel, aber viel Raum zu Improvisieren. Room Full Of Mirrors ist mit über Zehn Minuten der längste und letzte Song auf Drifting. Room Full Of Mirrors ein weiteres Beispiel wie es Tri Continental schafft ohne viel Effektspielzeug Zuhörer zu verzaubern. Ein langer versöhnlicher Abschied. Jeder darf noch ein letztes langes Solo spielen, bevor der letzte Vorhang fällt.

Fazit:
Eigentlich liegt hier das Wunder darin, das man es geschafft hat drei unterschiedliche Typen zusammenspielen zu lassen und gleichzeitig eine Liveatmosphäre ins Wohnzimmer zu bekommen. Eine Musik die in kein Genre passt. Entweder mag man es oder lässt es sein. Aber man kann sich sicher sein, irgendwann wird man es mögen und schätzen. Drifting ist so wunderbar unaufdringlich und zeitlos, daß das Album getrost gekauft werden kann.

Fakten:
Plattencover: Tri Continental
Cover: Tri Continental
Künstler: Tri Continental
Album: Drifting
Albumlänge: ca 62 min.
Tracklist:
  1. Blue Bird 5:02
  2. Grinnin’In Your Face 5:59
  3. Salama 5:36
  4. T-Bone Shuffle 5:55
  5. One Love 7:01
  6. Gumbo No. 1 7:25
  7. Big Boss Man 8:09
  8. The Gift 6:24
  9. Romm Full Of Mirrors 10:34
Label: Tradition & Moderne (Indigo)
Webseite: http://www.myspace.com/billslimandlester
VÖ-Jahr: 2004