Denklatenz

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Was Freie Software mit politischen Engagement zu tun hat?

Freie Software ist Aktivismus

Eine Kritik und ein Pladoyer, für die Verwendung von Freier Software beim politischen Engagement.

von David Arroyo Menéndez

Einleitung

Im September 2012 konnte ich eine Forschungsarbeit beenden und als Masterarbeit veröffentlichen. Es geht um soziale Bewegungen und neue Technologien in Madrid. Eine Frage in den geführten Interviews war „Welche technischen Werkzeuge hast du für dein politisches Engagament benutzt?”

Nur Menschen die sehr vertraut mit dem Hacktivismus sind, haben eine Beziehung zu Freier Software wie GIMP, oder GNUPG. Üblicherweise aber, entwickelt oder erweitert niemand von denen Freie Software. Das Groß der Antworten war, das sie soziale Netzwerke, speziell Facebook oder Twitter nutzen.

Ich als GNU-Aktivist und Anarchist, ich würde mir wünschen, dass die auftretenen Gefahren für eine soziale Bewegung, welche durch die Nutzung proprietärer Software1 entstehen, durch die Aktivisten stärker in Betracht gezogen werden. Sie vergessen, dass das werben und fördern von freier Software die beste Option ist, Technologie und politisches Engagement auf leichte Art und Weise zu verbinden.

Hasse nicht die Medien, werde selbst zum Medium!

In den 1990er Jahren und zu Beginn des 21Jhd verbreitete sich der Slogan in den unabhängigen Medien, „Hasse nicht die Medien, werde selbst zum Medium”. Bei Nachrichtenportalen in einem Netzwerk, auch Internet genannt, konnte nun jeder gleichzeitig Konsument und Produzent von Inhalten werden. Zum Beispiel bei Projekten wie Indymedia, Sindomino, Ourproject, Risup etc. Sie implizierten einen ausdrücklichen Weg im globalen Kampf gegen den Kapitalismus.

Aber was ist mit Facebook und Twitter? Tatsächlich gilt dort Slogan der Kapitalisten „Wenn Sie Medien sind, sind Sie das Produkt”. Und genau zu diesen Produkt werden sie, wenn die Leute „retwitten”, oder auf „gefällt mir” klicken.

Viele Menschen freuen sich, dass aus dem arabischen Frühling, Demokratien mit vielen Gemeinsamkeiten zur westlichen Demokratie wurden. Doch wurden gleichzeitig die Mängel der westlichen Demokratien kopiert, welche in einigen Fällen zu grausamen Bürgerkriegen führten. In Spanien hat sich die 15M (15May) Bewegung gefunden. Sie wuchs und schwächte sich ab wie die Entwicklungen auf dem gesamten Globus. Momentan ist eine ähnliche Entwicklung wie bei Gewerkschaften zu beobachten.

Aber was ist der Grund? Die sozialen Netzwerke? Oder die massiven Angriffe auf die Arbeiter? Das Problem mit den sozialen Netzwerken ist, wer kontrolliert sie? Diese Medien machen gute spekulative Arbeit. Eine politische Partei zu kritisieren, ist das gleiche wie ein Handelsunternehmen. Börsianer, Bankdirektoren oder Politiker investieren in die 1% der Menschen die reicher und reicher werden, während die 99% ärmer und ärmer werden.

Wie können wir den Kreis durchbrechen? Mit dem Kapitalismus brechen, und einen kollektiven Anarchismus wie in Spanien der 1930er Jahren erzeugen? Die Spielregeln haben sich geändert, wir haben modernere Technologien. Was können wir damit tun? Wir können uns mitteilen, wir haben die Technik dazu, und wir nutzen sie seit den 1990er Jahren. Bedenke jedoch. Werde selbst zum Medium, nicht zum Produkt. In diesem Sinne: nutze freie und liberale soziale Netzwerke und Software2 (z.B. n-1.cc), Sie sind ein logischer und möglicher Weg in dieser Zeit.

Was ist Freie Software? Was ist ihr Ziel?

Bild: Konzept von Freier Software
Bild: "Concept-Map" rund um Freie Software von Trebol6 unter CC BY-SA 3.0

Freie Software ist definiert als Software die Freiheit für den User (Benutzer) erzeugt. Er kann sie benutzen, kopieren, verändern, und veränderte Kopien weitergeben. Wir können Freie Software auch als Software verstehen, die Eigentum von jedem ist, also Entwicklern und Nutzern gleichermaßen gehört. Obwohl Freie Software auf den Prinzipien der Open-Source-Philosphie beruht, hat sich ein Problem etabliert. Freie Software entspricht manchmal nicht den Bedürfnissen oder den realen Interessen der Anwender und Entwickler. Dies erzeugte ein „Markt”, mit all den finanziellen Interessen wie bei anderen Märkten und Produkten auch.

Die Open-Source-Philosphie, verwirft dabei manchmal die ethische Argumentationslinie der Freien Software. Dabei ist das alleinige technisches Argument, ob es ein gutes oder kein gutes Buissnessmodell ist, kein gute Begründung den Weg der Freien Software zu verlassen. Sie denken nicht daran, was der Mehrwert von Gemeingütern ist, es liegt außerhalb des Diskurs. Viele Unternehmen haben ziemlich gute Beiträge zur Entwicklung von Freier Software und unter Beachtung der Free-Software-Philosophie gemacht, aber manchmal wird diese Philosophie mit der von proprietärer Software vermischt, wie im Beispiel von Ubuntu, Android, etc..

In der kapitalistischen Welt ist der Triumph der Rentabilität und der Technisierung nicht von der Hand zu weisen, aber tatsächlich geht es beim erzeugen von Software um den sozialen Nutzen. Der Gebrauch und die Entwicklung von Software, die unter dem Aspekt des gesamtgesellschaftlichen Nutzen steht, wurde verdrängt. Gleichwohl es viele Communitys gibt, wie die GNU-Community (General Public License) oder die Debian-Community etc., welche konsequent ihre Software Produktion nach dem sozialen Nutzen ausrichten, statt nach wirtschaftlicher Rentabilität fragen. Es ist nicht leicht in langen Zeiträumen zu denken, und sich im Technologiefeld vom Kapitalismus wegzubewegen, aber es bringt sehr viel Freude mit einer Gemeinschaft ein Ziel zu erreichen, dass wirklich Nachhaltig ist.

So, wenn dich nun jemand fragt, welche technischen Werkzeuge du für deine politische Arbeit nutzt? – kannst du antworten: Ich nutze Freie Software, welche Communitybasierend ist, wie GNU Emac, Debian, Trisquel, Gimp, OpenGPG, weil ich möchte das die Softwarewelt als selbstverantwortliches Kollektiv funktioniert.

Dieser Artikel stammt von David Arroyo Menéndez und wurde in im Original in „Diagonal newspaper” veröffentlicht. Die englische Version enthält einige Verbesserungen. Die vom mir (mit freundlicher Unterstützung von Nadine Müller) verfasste Transkription aus dem Englischen ins Deutsche, enthält etwas stärkere sprachliche Revisionen, und versucht dem deutschen Sprachgebrauch gerecht zu werden.

  1. Software, die nicht unter einer freien Lizenz steht (auch unfreie oder proprietäre Software genannt), ist dadurch gekennzeichnet, dass ihre Weitergabe lizenz- oder patentrechtlich eingeschränkt ist. Der Quelltext zu der Software wird in der Regel geheim gehalten und es können keine direkten änderungen am Programm vorgenommen werden.
  2. http://n-1.cc | https://diasporafoundation.org/| http://identi.ca | RetroShare uvm.