Das Debutalbum hat schon aufzeigen können, dass die Frau am Klavier keine Eintagsfliege sein wird. Nach ihren Album Philharmonics, nun also zwei Jahre später Aventine. Der erste Song Chord Left ist nicht nur allein als Intro zu verstehen, sondern zeigt auf, dass Aventine eine etwas dunklere Atmosphäre haben wird. Fuel to Fire ist von daher eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen, weil der Song eine sehr herbstliche Stimmung erzeugt, die jedoch immer wieder durch freundliche und klare Passagen durchbrochen wird. Dorian ist vielleicht einer der Höhepunkte auf der Platte, weil er dezent, einfach und dennoch sehr einprägsam in die Gehörgänge gelangt. Bei Aventine kommen mitunter Verbindungen zum Philharmonics auf, weil Aventine auch beschwingende Elemente hat, alles auf sehr hohen Niveau arrangiert. Run Cried in the Crawling schließt sich zwar nahtlos an, trägt aber eine melancholische Stimmung in sich, die dem gesamten Werk eigen ist. Nach den verträumten aber zum Teil sehr enthusiastisch angeschlagenen Klavierstück Tokka, geht The Curse von der Spannung melancholisch weiter, gewinnt aber zunehmend an fahrt. Bei Pass Them By sind die Verknüpfungen zum Philharmonics mit am stärksten, unter anderen deswegen, weil es einen beinahe poppigen Einstieg hat, der mit zunehmender Spieldauer düsterer wird. Erhellende Worte werden auch auch bei Words are Dead nicht gefunden, obwohl der Song sehr genehm rüber kommt. Zum Schluss gibt es noch ein Blick in die Vergangenheit Smoke & Mirrors wurde nämlich als liveversion auf Philharmonics der Bonus CD veröffentlicht, hier nun die Studioversion.
Viele fragten sich nach dem internationalen Erfolg des Vorgängers, wird Aventine die hoch gesteckten Erwartungen befriedigen können? Ja, kann es, vielleicht weil das Album eben gerade nicht locker, flockig poppig daherkommt, sondern eine gedrückte und ernsthaftere Ausstrahlung hat. Die ganz großen Hymnen fehlen, aber dafür bekommt man das Gefühl bei einem Kammermusikabend dabei zu sein. Alles erscheint unheimlich nah, warm und gefühlvoll. Man spürt die Zischlaute beinahe. Agnes Obel hat dieses Album zwischen 2012 und 2013 in Berlin aufgenommen und zu einem nicht unerheblichen Teil selbst abgemischt. Das kommt dem gesamten Klang, der tadellos ist, in Intention und Umfang voll zum Guten.
Fazit: Eine ernsthafte Musik, die über weite Strecken melancholisch erscheint, dessen Spannung aber immer wieder durch leichtere Passagen abgebaut wird. Eine schöne Verknüpfung von Klaviermusik, Jazz und Folk.
"Aventine" – One of the seven hills of ancient Rome. It was turned over to the plebes for settlement in 456 b.c. ↩
Agnes Obel - The Curse (Official Video) from PIASGermany on Vimeo.
Fakten: | ||
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Künstler: | Agnes Obel | |
Album: | Aventine | |
Albumlänge: | ca 40 min. | |
Tracklist: |
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Label: | Play it again Sam (PIAS) | |
Webseite: | www.agnesobel.com | |
VÖ-Jahr: | 2013 |