Gerhard Hauptmann war bevor er seine gesellschaftliche Ächtung erfahren hat, der wichtigste und einflussreichste Literat seiner Zeit in Deutschland. Er ist vielleicht der am wenigsten gelesene Literatur Nobelpreistrager. Zwar werden seine Dramen wie „die Weber“, „die Ratten“ unvermindert an den Theaterhäusern gespielt, seine prosaischen Frühewerke sind aber ebenfalls grandios und bekommen wegen dem Erfolg seiner Dramen meines Erachtens zu wenig Aufmerksamkeit.
Bahnwärter Thiel wurde 1888 veröffentlicht und ist eine Geschichte die Hauptmann unvergessen machen. Ich nehme mein Urteil voraus, den diese kleine Geschichte ist meisterlich. Im Grunde ist es ein Psychogramm das Hauptmann hier darstellt. Es ist aber auch eine Liebesgeschichte. Auf der anderen Seite könnte man Kapitalismus- und Technikkritik hinein interpretieren. In seiner Klarheit und Definition vielleicht auch in seiner Plastizität kommt er mit den wenigen Personen wunderbar aus.
Thiel ist ein frommer, phlegmatischer, gutherziger, junger Mann, der niemanden auf den Fuß tritt und der sich in seinem Beruf bewährt. Er heiratet die junge und zierliche Mimmi. Seine große liebe Mimmi, die ihm einen Sohn nach zwei jähriger Ehe schenkt, stirbt im Wochenbett. Thiel bleibt mit dem Knaben Tobias, allein zurück. Er heiratet kurze Zeit danach erneut. Diesmal mit der Intention, eine Mutter für den kleinen Tobias zu finden. Dabei geht er pragmatischen Überlegungen nach und heiratet die robuste Kuhmagd Lene. Die baldige erneute Heirat, wird von seiner ländlichen Umgebung argwöhnisch aufgenommen. Dennoch kann Thiel die Gemeinschaft davon überzeugen, das es gut ist eine Frau für Kind und Hof zu haben. Letztendliche findet sich die Gemeinde mit Thiel Entscheidung ab.
Lene ist ist das personifizierte Gegenteil der kleinen gebrechlichen Mimmi, sie ist groß, robust und derb. Nun verhält es sich so, daß Lene die lautstarke Person, ihrem Mann ein Kreuz ist. Er zieht sich immer weiter in sein Refugium zurück, sein Bahnwärterhäuschen. Dort trauert er in all der warterei, zwischen zwei Zügen, seiner verstorbenen Liebe nach, der zarten Mimmi. Er heiligt sie, lobt sie. Eine emotionale Bindung hat er nur noch zu seinen ersten Sohn Tobias. Zu seiner neuen Frau Lene und seinen Ziehkind hat er keine tiefgreifenden Berührungspunkte mehr. Wie es sich für eine Meistererzählung gehört, gipfelt die erzählerische Komposition in ein Drama.
Neben der Geschichte, ist die erzählerische Art und Weise sehr gut. Die Sprache ist direkt, mal laut mal leise. Hauptmann gelingt es mit gut lesbarer Sprache zu überzeugen. Wahrscheinlich es ist es gerade die nicht-überhöhte Sprache die den Erfolg von Bahnwärter Thiel ausmachen. Einfach im Wort, tiefgründig im Sinn.
Fazit:
Die wohl beste Erzählung von Gerhard Hauptmann. Es lohnt sich die paar Seiten durchzulesen.
Fakten: | ||
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Autor: | Gerhart Hauptmann | |
Titel: | Bahnwärter Thiel | |
EA-Jahr: | 1888 |