Auf etwa 90 Seiten ist der Essay ist in 3 Phasen eingeteilt. 1. der Selbstdarstellung, 2. der Standortbestimmung und 3. der Anleitung. Der Ausschlaggebende Punkt diese Schrift zu entwerfen waren die sozialen Unruhen in den Pariser Vorstädten 2005, u.a. den Banlieues. Die Feuer vom November 2005 werfen unaufhörlich ihre Schatten auf jedes Bewusstsein. Diese ersten Freudenfeuer sind die Taufe eines Jahrhunderts voller Versprechungen.1
Die Kapitel sind als erster Kreis, zweiter Kreis usw. gegliedert und greifen schwerpunktmäßig Themen heraus wie zum Beispiel der Erste Kreis der mit dem Untertitel „I AM WHAT I AM“ (ICH BIN WAS ICH BIN) daherkommt. Die allgegenwärtige Anordnung, ‚jemand zu sein‘, erhält den pathologischen Zustand, der diese Gesellschaft notwendig macht. Die Anordnung stark zu sein, erzeugt die Schwäche, durch die sie sich erhält, so dass alles einen therapeutischen Aspekt zu bekommen scheint, sogar arbeiten, sogar lieben. D.k.A. S.15 Durch das Bildnis der einer psychologischen Störung wird die Leistungsgesellschaft kritisiert die nur das funktionieren nach vorgegebenen Maßstäben kennt. So wird zum Beispiel gesagt: Wir sind nicht deprimiert, wir streiken, Wer sich weigert, sich zu verwalten, für den ist die ‚Depression‘ kein Zustand, sonder ein Übergang, ein AufWiedersehen, ein Schritt zur Seite hin zur Aufkündigung einer politischen Zugehörigkeit. 2
Der Essay geht ebenfalls auf die divergenz zwischen arbeit und privaten ein und die Autoren beschreiben die Situation der Menschen in Frankreich als gar Neurotisch.
In Frankreich reißt man sich Arme und Beine aus, um in der Hierachie aufzusteigen, aber im Privaten rühmt man sich, nichts zu tun. Man bleibt bis um zehn Uhr abends auf der Arbeit, wenn man überfordert ist, aber man hat keine Skrupel, dort Büromateial zu klauen oder sich bei den Waren im Lager zu bedienen und diese bei Gelegenheit zu verkaufen. Man hasst die Chefs, will aber um jeden Preis Angestellter sein. 3
Im Aufzeigen solcher Gesellschaftlicher Absurditäten ist Der kommende Aufstand sehr hilfreich, zwar wirkt manche geäußerte Meinung sehr linksradikal erhält aber dadurch Kontur und zwingt den Leser eigene Positionen zum den angesprochenen Themen zu finden. Weitere Kapitel setzten sich mit der Zusammensetzung der „Stadt“ auseinander und differenziert zwischen den urbanen Milieu, dass das unsichtbare Komitee als wabernede und „gleichgültige Masse“ begreift und einer historisch-gewachsenen Stadt die unterschiedliche Funktionen und Bereiche hat sowie eher durch klare Grenzen gekennzeichnet ist. Die französische Hauptstadt Paris wird im Essay als Archetyp misslungener Stadtentwicklung beschrieben.
Weitere Themen rund um den Kapitalismus, den Wirtschaftseinfluss, Umweltproblematiken finden neben den sozialen Komponenten Erwähnung.
Im letzten Abschnitt greift der Essay etwas vorweg, was für die sozialen- und globalen Bewegungen, die sich im Zusammenhang mit dem arabischen Frühling manifestiert hat. Die zur Losung gewordenen Begriffe Empört Euch, Engagiert Euch, Vernetzt Euch.
Fazit: Fünf Jahre nach erscheinen des Essays scheint der „Aufstand“ greifbar zu werden. Ein in vielerlei Hinsicht radikales Schriftstück, das einen zur Standortbestimmung zwingt, und den Kontext mit den erodierenden politischen Verhältnissen aus darstellt. Ein Essay mit leichter Rotfärbung und anarchistischer Tendenz.
Dieses Buch ist mit dem Namen eines imaginären Kollektivs unterzeichnet. Seine Redakteure sind nicht seine Autoren. Sie haben sich damit zufrieden gegeben, ein bisschen Ordnung in die verschiedenen Allgemeinplätze dieser Epoche zu bringen, in das , was an den Tischen der Bars, was hinter verschlossenen Schlafzimmertüren gemurmelt wird.[…] 4
Fakten: | ||
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Autor: | Comité invisible (dt. unsichtbares Komitee) |
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Titel: | L’Insurrection qui vienty (dt. Der kommende Aufstand) |
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Seiten: | 89 | |
VÖ-Jahr: | 2010 | |
EA-Jahr: | 2007 | |
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