In Paris, der Stadt an der Seine, beginnt der Roman. Die Stadt und die gesamte Komandatur ist bereits von den Deutschen unter Kontrolle gebracht worden. Nach seiner Flucht aus einen deutschen KZ, ist er frisch in der Stadt eingetroffen. Seidler, kaum angekommen trifft zufällig das Paulchen, beide kennen sich aus dem KZ. Das zierliche Paulchen übergibt dem Seidler einen 2. Brief mit der bitte diesen an den Schriftsteller Weidel auszuhändigen. Ein Brief von der Frau des Schriftstellers. Es sei ihm unmöglich gewesen den Brief persönlich zu Übergeben, so das Paulchen. Seidler willigt der bitte ein und sucht den Schriftsteller in seinem Hotel in der Rue de Vaugiard auf. Den Weidel allerdings bekommt er nicht lebendig zu sehen. Die Patronin des kleinen Familienhotels druckst herum, bis es aus ihr herausplatzt.
Der Mensch liegt angekleidet auf seinem Bett, ein Glasröhrchen leer auf dem Nachttisch …
Übrig bleibt von dem Schriftsteller Weidel nur ein kleines Köfferchen, mit allerlei Papieren drin, das Seidler nun an sich nimmt. Der Weidel hatte gut Kontakte und Aussicht auf ein Visum, denkt sich Seidler beim durchblicken der Papiere. Das Paulchen war aus Angst verhaftet zu werden schon wieder aus Paris geflohen. Paulchen, er hat schon ein Danger-Visum in die Freiheit. Seidler, Weidel – warum also nicht zum Weidel werden?
Seidler nun unter mit den Namen des toten unterwegs, mit fremden Papieren reist ins noch unbesetzte Frankreich, nach Marseille. Dort angekommen, will er weiter, eigentlich – oder nicht? Er ist reichlich ziellos. Die Hafenmetropole besteht aus zahllosen Reisenden, ein riesiger Bahnhof. Menschen drängeln, schubsen, warten und sehen sich allesamt auf der Durchreise. Marseille gleicht einem Ameisenhaufen der seine eigenen Regeln hat.
Der Seidler trifft seine Ex-geliebte Claudine. Sie hängt seit geraumer Zeit einem anderen Mann an. Sie hat ein Kind von ihm. Das Kind ist krank. Ein Arzt muss sich um den Jungen kümmern. Allerlei buntes Volk ist in den Cafés und Absteigen zu treffen. So zum Beispiel hängen einer verzweifelten Dame zwei riesige Doggen an, die fleischigen Hunde sind ihr Visum für die Überfahrt in die USA. Deutsche Fremdenlegionäre sind unentschlossen, bleiben oder in die Heimat. Haben will die abgekämpften Afrikaner niemand.
Seidels Flucht ist nicht in Marseille zu Ende. Niemandes Flucht ist in Marseille zu Ende. Seidler der als Weidel sich vom mexikanischen Konsulat besonders viel erhofft braucht Transit und Visa. Er braucht ein Schiff. Ohne Visa kein Transit, ohne Transit kein Visa, ohne Schiff kein Billett somit kein Visa – ein Teufelskreislauf. Der Mistral ist teuflisch in Marseille.
Währenddessen sucht Marie ihren Mann in der ganzen Stadt. Der Weidel soll auf dem mexikanischen Konsulat gewesen sein. Sie sucht ihn überall, sie wird ihn nicht finden.
Erneut erklingt ein Roman von Anna Seghers in einer ganz anderen Sprachmelodie als es z.B. von Das siebte Kreuz oder ihren Kurzgeschichten bekannt ist. Der Roman ist eher direkt mit deutlich umrissenen Figuren mit deutlichen Biografien. Ganz sicher hat die direkte Tonart mit den unmittelbaren Erlebnissen zu tun die Anna Seghers dort erfahren hat. Auch Seghers floh mit ihrem Mann László Radványi nach Paris und dann weiter nach Marseille. Zeitweilig wohnte sie bei Lion Feuchtwanger- Und so wie der Protagonist Seidler so rang auch Anna Seghers um Visa und Transit. Einige ihrer Freunde gingen über die Berge, wie Walter Benjamin.
Fazit:
Transit ist ein hochklassiger Roman und ein zeitgeschichtliches Dokument über die Flucht deutscher Exilanten nach Westen. Über den Schmelztiegel Marseille. Er beschreibt die emsige, zittrige Gefühlslage vieler Exilanten während des 2. Weltkriegs und den Vormarsch deutscher Truppen in Frankreich.
Fakten: | ||
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Autor: | Anna Seghers | |
Titel: | Transit | |
Seiten: | 267 | |
Verlag: | Aufbau Verlag Berlin – Weimar | |
VÖ-Jahr: | 1974 | |
Erste dt. Buchausgabe: | 1948 |